Schieferskulptur Turings mit einer deutschen
Enigma-Verschlüsselungsmaschine, an
deren Entschlüsselung während des Zweiten Weltkriegs er maßgeblich beteiligt war.
Alan Mathison Turing OBE,
[1] FRS[2] [
ˈælən ˈmæθɪsən ˈtjʊəɹɪŋ] (*
23. Juni 1912 in
London; †
7. Juni 1954 in
Wilmslow,
Cheshire) war ein
britischer Logiker,
Mathematiker,
Kryptoanalytiker und
Informatiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und
Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne
Informations- und
Computertechnologie. Als richtungweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur
theoretischen Biologie.
Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der
Turingmaschine bildet eines der Fundamente der
theoretischen Informatik. Während des
Zweiten Weltkrieges war er maßgeblich an der
Entzifferung der mit der
Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt. Der Großteil seiner Arbeiten blieb auch nach Kriegsende unter Verschluss.
Turing entwickelte 1953 eines der ersten
Schachprogramme, dessen Berechnungen er mangels Hardware selbst durchführte. Nach ihm benannt sind der
Turing Award, die bedeutendste Auszeichnung in der Informatik, sowie der
Turing-Test zum Nachweis
künstlicher Intelligenz.
[3]
Im März 1952 wurde Turing wegen seiner
Homosexualität, die damals noch als Straftat verfolgt wurde, zur chemischen
Kastration verurteilt.
[4] Im Jahr 2009 sprach der damalige britische Premierminister
Gordon Brown
eine offizielle Entschuldigung im Namen der Regierung für die
„entsetzliche Behandlung“ Turings aus und würdigte dessen
„außerordentliche Verdienste“ während des Krieges; eine Begnadigung
wurde aber auch 2011 noch nach einer
Petition abgelehnt. Zum 24. Dezember 2013 sprach Königin
Elisabeth II. posthum ein "
Royal Pardon" (Königliche Begnadigung) aus.
[5][6][7][8]
Kindheit und Jugend
Turings Vater Julius Mathison Turing war britischer Beamter beim
Indian Civil Service.
Er und seine Frau Ethel Sara (geborene Stoney) wünschten, dass ihre
Kinder in Großbritannien aufwüchsen. Deshalb kehrte die Familie vor
Alans Geburt aus
Chatrapur, damals
Britisch-Indien, nach
London-Paddington
zurück, wo Alan Turing am 23. Juni 1912 zur Welt kam. Da der
Staatsdienst seines Vaters noch nicht beendet war, reiste dieser im
Frühjahr 1913 erneut nach Indien, wohin ihm seine Frau im Herbst folgte.
Turing und sein älterer Bruder John wurden nach St.
Leonards-on-the-Sea,
Hastings,
in die Familie eines pensionierten Oberst und dessen Frau in Pflege
gegeben. In der Folgezeit pendelten die Eltern zwischen England und
Indien, bis sich Turings Mutter 1916 entschied, längere Zeit in England
zu bleiben, und die Söhne wieder zu sich nahm.
Schon in frühester Kindheit zeigte sich die hohe Begabung und
Intelligenz Turings. Es wird berichtet, dass er sich innerhalb von drei
Wochen selbst das Lesen beibrachte und sich schon früh zu Zahlen und
Rätseln hingezogen fühlte.
Im Alter von sechs Jahren wurde Turing auf die private Tagesschule
St. Michael's in St. Leonards-on-the-Sea geschickt, wo die Schulleiterin
frühzeitig seine Begabung bemerkte. 1926, im Alter von 14 Jahren,
wechselt er auf die
Sherborne School in
Dorset.
Sein erster Schultag in Dorset fiel auf einen Generalstreik in England.
Turing war jedoch so motiviert, dass er die 100 Kilometer von
Southampton
zur Schule allein auf dem Fahrrad zurücklegte und dabei nur einmal in
der Nacht an einer Gaststätte Halt machte; so berichtete jedenfalls die
Lokalpresse.
Turings Drang zur Naturwissenschaft traf bei seinen Lehrern in
Sherborne auf wenig Gegenliebe; sie setzten eher auf
Geisteswissenschaften als auf Naturwissenschaften. Trotzdem zeigte
Turing auch weiterhin bemerkenswerte Fähigkeiten in den von ihm
geliebten Bereichen. So löste er für sein Alter fortgeschrittene
Aufgabenstellungen, ohne zuvor irgendwelche Kenntnisse der elementaren
Infinitesimalrechnung erworben zu haben.
Im Jahr 1928 stieß Turing auf die Arbeiten
Albert Einsteins. Er verstand sie nicht nur, sondern entnahm einem Text selbständig Einsteins
Bewegungsgesetz, obwohl dieses nicht explizit erwähnt wurde.
College und theoretische Arbeiten
Turings Widerstreben, für Geisteswissenschaften genauso hart wie für
Naturwissenschaften zu arbeiten, hatte zur Folge, dass er einige Male
durch die Prüfungen fiel. Weil dies seinen Notendurchschnitt
verschlechterte, musste er 1931 auf ein College zweiter Wahl gehen, das
King’s College,
Cambridge, entgegen seinem Wunsch, am
Trinity College zu studieren. Turing studierte von 1931 bis 1934 unter
Godfrey Harold Hardy (1877-1947), einem respektierten Mathematiker, der den
Sadleirian Chair in Cambridge innehatte, das zu der Zeit ein Zentrum der mathematischen Forschung war.
1-Band-
Turingmaschine: abstraktes Modell eines Rechners, der mit nur drei Operationen (
lesen,
schreiben und
Kopf bewegen) sämtliche berechenbare Probleme lösen kann
In seiner für diesen Zweig der Mathematik grundlegenden Arbeit
On Computable Numbers, with an Application to the “Entscheidungsproblem” (28. Mai 1936) formulierte Turing die Ergebnisse
Kurt Gödels
von 1931 neu. Er ersetzte dabei Gödels universelle,
arithmetisch-basierte formale Sprache durch einfache, formale Geräte,
die heute unter dem Namen
Turingmaschine bekannt sind. (
„Entscheidungsproblem“ verweist auf eine Problemstellung, die
David Hilbert in seinen
„Problemen“ formuliert hatte.) Turing bewies, dass solch ein Gerät in der Lage ist, „
jedes vorstellbare mathematische Problem zu lösen, sofern dieses auch durch einen Algorithmus gelöst werden kann“.
Turingmaschinen sind bis zum heutigen Tag Schwerpunkt der
theoretischen Informatik. Mit Hilfe der Turingmaschine gelang Turing der Beweis, dass es keine Lösung für das
Entscheidungsproblem
gibt. Er zeigte also, dass die Mathematik nicht nur unvollständig ist,
sondern auch, dass es allgemein keine Möglichkeit gibt festzustellen, ob
eine bestimmte Aussage beweisbar ist. Dazu bewies er, dass das
Halteproblem
für Turingmaschinen nicht lösbar ist, d. h., dass es nicht möglich ist,
algorithmisch zu entscheiden, ob eine Turingmaschine jemals zum
Stillstand kommen wird. Turings Beweis wurde (erst) nach dem von
Alonzo Church (1903-1995) mit Hilfe des
Lambda-Kalküls
geführten Beweis veröffentlicht; unabhängig davon ist Turings Arbeit
beträchtlich populärer, da einfacher und intuitiv zugänglich. Auch war
der Begriff der „Universellen (Turing-) Maschine“ neu, einer Maschine,
welche jede beliebige andere Turing-Maschine imitieren kann.
1938 und 1939 verbrachte Turing zumeist an der
Princeton University
und studierte dort unter Alonzo Church. 1938 erwarb Turing den
Doktortitel in Princeton. Seine Doktorarbeit führte den Begriff der „
Hypercomputation“
ein, bei der Turingmaschinen zu sogenannten Orakel-Maschinen erweitert
werden. So wurde das Studium von nicht-algorithmisch lösbaren Problemen
ermöglicht.
Nach seiner Rückkehr nach Cambridge im Jahr 1939 besuchte Turing Vorlesungen des österreichisch-britischen Philosophen
Ludwig Wittgenstein
(1889-1951) über die Grundlagen der Mathematik. Die beiden diskutierten
und stritten vehement: Turing verteidigte den mathematischen
Formalismus, während Wittgenstein der Meinung war, dass Mathematik
überbewertet sei und keine absolute Wahrheit zutage bringen könne.
Kryptoanalyse
Während des
Zweiten Weltkriegs war Turing einer der herausragenden Wissenschaftler bei den erfolgreichen Versuchen in
Bletchley Park, verschlüsselte deutsche Funksprüche zu entziffern. Er steuerte einige mathematische Modelle bei, um sowohl die
Enigma- als auch
Fish-Verschlüsselungen
zu dechiffrieren. Die Einblicke, die Turing bei den
Fish-Verschlüsselungen gewann, halfen später bei der Entwicklung des
ersten digitalen, programmierbaren elektronischen
Röhrencomputers ENIAC. Konstruiert von
Max Newman und seinem Team und gebaut in der Post Office Research Station in
Dollis Hill von einem von
Thomas Flowers angeführten Team im Jahr 1943, entzifferte
Colossus die
Fish-Chiffren. Auch half Turing, die sogenannten
Bomben
zu konstruieren. Diese Rechenmaschinen wurden wegen ihres Tickens so
genannt und waren eine weiterentwickelte Version der von dem Polen
Marian Rejewski konstruierten
Bomba-Maschinen
zur Suche nach den Schlüsseln für Enigma-Nachrichten. Dabei handelte es
sich um elektromechanische Geräte, die mehrere nachgebaute
Enigma-Maschinen verbanden und so in der Lage waren, viele mögliche
Schlüsseleinstellungen der Enigma-Nachrichten durchzutesten und
gegebenenfalls zu eliminieren.
Turings Mitwirkung als einer der wichtigsten
Codeknacker
bei der Entzifferung der Enigma war bis in die 1970er Jahre geheim;
nicht einmal seine engsten Freunde wussten davon. Die Entzifferung
geheimer deutscher Funksprüche war eine kriegsentscheidende Komponente
für den Sieg der Alliierten im
U-Boot-Krieg und im
Afrikafeldzug.
Arbeit an frühen Computern – Der Turing-Test
Lochkarten für die Automatic Computing Engine des National Physical Laboratory aus dem Jahr 1950.
Von 1945 bis 1948 war Turing im
National Physical Laboratory in Teddington tätig, wo er am Design der ACE (
Automatic Computing Engine) arbeitete. Der Name der Maschine ist abgeleitet von der
Analytical Engine des Mathematikers
Charles Babbage, dessen Werk Turing zeitlebens bewunderte.
Ab 1948 lehrte Turing an der
Universität Manchester
und wurde im Jahr 1949 stellvertretender Direktor der
Computerabteilung. Hier arbeitete er an der Software für einen der
ersten echten Computer, den
Manchester Mark I
und gleichzeitig weiterhin verschiedenen theoretischen Arbeiten. In
„Computing machinery and intelligence“ (Mind, Oktober 1950) griff Turing
die Problematik der
künstlichen Intelligenz auf und schlug den
Turing-Test
als Kriterium vor, ob eine Maschine mit dem Menschen vergleichbar
denkfähig ist. Er beeinflusste durch die Veröffentlichung die
Entwicklung der
Künstlichen Intelligenz maßgeblich.
1952 schrieb er ein Schachprogramm. Da es keine Computer mit
ausreichender Leistung gab, um es auszuführen, übernahm Turing dessen
Funktion und berechnete jeden Zug selbst. Dies dauerte bis zu 30 Minuten
pro Zug. Das einzige schriftlich dokumentierte Spiel verlor er gegen
einen Kollegen.
Arbeit an mathematischen Problemen der Biologie
Von 1952 bis zu seinem Tod 1954 arbeitete Turing an mathematischen Problemen der Biologie. Er veröffentlichte 1952 eine
Arbeit zum Thema „The Chemical Basis of
Morphogenesis“. In diesem Artikel wurde erstmals ein Mechanismus beschrieben, wie
Reaktions-Diffusions-Systeme spontan Strukturen entwickeln können. Dieser heute als
Turing-Mechanismus bekannte Prozess steht noch heute im Mittelpunkt vieler chemisch-biologischer
Strukturbildungstheorien. Turings weiteres Interesse galt dem Vorkommen der
Fibonacci-Zahlen in der Struktur von Pflanzen. Spätere Arbeiten blieben bis zur Veröffentlichung seiner gesammelten Werke 1992 unveröffentlicht.
Verfolgung wegen Homosexualität und Turings Tod
Beim
Berliner Christopher Street Day
2012, der am 100. Geburtstag Turings stattfand, warb die britische
Botschaft mit Turing als Codeknacker. 60 Jahre zuvor begann die
staatliche Verfolgung, die wahrscheinlich Auslöser seines Suizids war.
1952 half der 19-jährige Arnold Murray, zu dem Turing eine
gleichgeschlechtliche Beziehung hatte, einem Komplizen dabei, in Turings
Haus einzubrechen. Turing meldete daraufhin einen Diebstahl bei der
Polizei, die ihm als Folge der Ermittlungen eine sexuelle Beziehung zu
Murray vorwarf. Da
homosexuelle
Handlungen zu dieser Zeit – wie in den meisten anderen (westlichen)
Ländern – auch in England strafbar waren, wurde Turing wegen „grober
Unzucht und sexueller Perversion“ angeklagt. Turing sah keinen Anlass,
sich wegen dieser Vorwürfe zu rechtfertigen.
Nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wurde er vor die
Wahl gestellt, die Haftstrafe anzutreten oder, da zu seiner Zeit
Homosexualität von weiten Teilen der
Psychiatrie
als Krankheit angesehen wurde, sich behandeln zu lassen. Er entschied
sich für die psychiatrische Behandlung, zu der auch eine medikamentöse
Behandlung mit dem Hormon
Östrogen gehörte. Östrogen wurde eine triebhemmende Wirkung zugeschrieben. Diese dauerte ein Jahr und führte zu Nebenwirkungen wie der
Vergrößerung der Brustdrüse.
Auch wenn er seine körperlichen Veränderungen mit Humor kommentierte,
muss die Verweiblichung seiner Konturen den sportlichen Läufer und
Tennisspieler schwer getroffen haben. Turing erkrankte an einer
Depression.
[9]
1954 starb Turing, wahrscheinlich durch
Suizid, an einer
Cyanidvergiftung,
dem Anschein nach von einem vergifteten Apfel herrührend, den man halb
aufgegessen neben ihm auffand. Die Ermittler versäumten es jedoch, den
Apfel auf Gift untersuchen zu lassen. Es wird berichtet, dass Turing
seit 1938, nachdem er den Film „
Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gesehen hatte, immer wieder die Verse
„Dip the apple in the brew / Let the sleeping death seep through“ (
„Tauch den Apfel ins Gebräu / Lass den Schlaftod einziehen“)
sang. Unter seinen Biographen ist die Annahme verbreitet, die
psychiatrische Behandlung mit ihren Nebenwirkungen sei eine der
Hauptursachen für den Suizid gewesen.
Gedenktafel an Turings Haus
Am 2. März 1999 wurde der
Asteroid (10204) Turing nach ihm benannt.
Eine Turing-Statue wurde am 23. Juni 2001 in Manchester enthüllt. Sie steht im
Sackville Park, zwischen den wissenschaftlichen Gebäuden der
Universität Manchester und dem bei Homosexuellen beliebten Viertel der
Canal Street.
An seinem 50. Todestag, dem 7. Juni 2004, wurde zum Gedenken an
Turings frühzeitigen Tod eine Tafel an seinem früheren Haus „Hollymeade“
in Wilmslow enthüllt.
Der
Turing Award wird jährlich von der
Association for Computing Machinery an Personen verliehen, die große Arbeit im Informatikbereich geleistet haben. Er wird weithin als
Nobelpreis der Informatik angesehen.
Der Bletchley Park Trust hat am 19. Juni 2007 eine Statue Turings in
Bletchley Park enthüllt. Die Skulptur wurde von
Stephen Kettle gestaltet, der als Material für sein Kunstwerk
walisischen Schiefer verwendete.
[16]
Im „Turing-Jahr 2012“ fanden zu Alan Turings hundertstem Geburtstag
weltweit Veranstaltungen zur Würdigung und Gedenken seiner Leistungen
statt.
[17]
Trivia
- Alan Turing war ein hervorragender Langstreckenläufer. Von 1946 an startete er bei Wettkämpfen für den Walton Athletic Club. Bei den englischen Meisterschaften im Marathon 1947 wurde er Fünfter in 2:46:03 h, nur gut fünf Minuten langsamer als die Zeit, mit der sich Stan Jones beim Polytechnic Marathon des folgenden Jahres (bei dem Turing verletzt fehlte) als dritter britischer Mann hinter Jack Holden und Tom Richards für den Marathon der Olympischen Spiele 1948 in London qualifizierte. 1950 musste Turing wegen einer Beinverletzung seine athletische Karriere beenden.[18][19][20]
- Angeblich hat sich Apple
beim Design seines Logos, eines angebissenen Apfels (ursprünglich in
Regenbogenfarben), vom Tod des Computerpioniers Turing inspirieren
lassen. Diese Annahme wurde jedoch von Steve Jobs mit den Worten widerlegt, dass er wünschte, damals daran gedacht zu haben, er es aber nicht habe.[21] Apple hatte die Legende im Sinn, nach der Isaac Newton zu seiner Gravitationstheorie inspiriert worden sein soll, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel.[22] Der Logo-Designer Rob Janoff
meinte, der Biss sei lediglich als Größenmaßstab hinzugefügt worden, um
etwa eine Verwechslung mit einer Kirsche auszuschließen.[23]
- Wie der Computerpionier Heinz Billing vom Max-Planck-Institut für Physik (München) in seinen Lebenserinnerungen schreibt, haben sich Alan Turing und Konrad Zuse 1947 in Göttingen getroffen. In Form eines Kolloquiums befragten britische Fachleute (neben Turing u.a. John R. Womersley und Arthur Porter) deutsche Wissenschaftler wie Zuse, Billing, Alwin Walther und Helmut Schreyer.[24]
- Am Institut für Informatik der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
wurden Ende der 2000er Jahre von Achim Clausing zwei Originaldrucke der
bedeutendsten Veröffentlichungen Turings im Nachlass von Heinrich Scholz entdeckt, die seit 1945 verschollen waren.[26]
Hierbei handelt es sich um die Arbeit „On Computable Numbers, with an
Application to the Entscheidungsproblem“ aus dem Jahr 1936, die Scholz
noch im selben Jahr mit einer Postkarte von Turing anforderte.[26] Auf Basis dieser Arbeit hielt Scholz nach Clausings Aussage „das weltweit erste Seminar über Informatik“.[26]
Die zweite Arbeit stammt aus dem Jahr 1950 und ist eine Abhandlung über
die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, die Turing mit einem
handschriftlichen Kommentar versah: „Dies ist wohl meine letzte Kopie“.[26] Bei Sotheby’s wurden vergleichbare Drucke Turings, die keine Widmung aufwiesen, für 180.000 Euro versteigert.[26]
Werke
Englische Ausgaben
- 1937: On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem. In: Proceedings of the London Mathematical Society. 42, S. 230–265, doi:10.1112/plms/s2-42.1.230.
- 1950: Computing Machinery and Intelligence. In: Mind. LIX, Nr. 236, ISSN 0026-4423, S. 433–460, doi:10.1093/mind/LIX.236.433 (http://loebner.net/Prizef/TuringArticle.html). - schlägt den „Turing-Test“ vor, um die Frage der Intelligenz eines Computerprogramms zu klären
- 1950: Patent GB718895.
- 1951: Patent GB694679.
- 1952: The Chemical Basis of Morphogenesis. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, series B. 237, Nr. 641, S. 37–72, doi:10.1098/rstb.1952.0012.
- 2004: The Essential Turing: Seminal Writings in Computing, Logic,
Philosophy, Artificial Intelligence, and Artificial Life plus The
Secrets of Enigma unknown Edition by Turing. Oxford University Press,
USA
Deutsche Ausgabe und Übersetzungen
- 1987: Intelligence Service. Schriften. Hrsg. von Friedrich Kittler und Bernhard Dotzler (Übs.), Brinkmann u. Bose, Berlin, ISBN 3-922660-22-3.
- 1994: Kann eine Maschine denken? (übersetzt von P. Gänßler),
in: Walther Ch. Zimmerli u. Stefan Wolf (Hg.): Künstliche Intelligenz.
Philosophische Probleme, Stuttgart: Reclam 1994, S. 39-78. (Text auch in
der Edition Kitteler bei Brinkmann und Bose)
Literatur
- Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.). ISBN 3-540-67931-6
- S. Barry Cooper, Jan van Leeuwen (Herausgeber): Alan Turing: His Work and Impact, Elsevier 2013
- Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die Schweiz. Wer hat den Computer erfunden? Charles Babbage, Alan Turing und John von Neumann, Oldenbourg Verlag, München 2012, XXVI, 224 Seiten, ISBN 978-3-486-71366-4
- Francis Harry Hinsley, Alan Stripp: Codebreakers - The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading, Berkshire 1993. ISBN 0-19-280132-5
- Rolf Hochhuth: Alan Turing. Erzählung, Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-22463-1
- Andrew Hodges: Alan Turing, Enigma, Springer, Berlin 1994, ISBN 3-211-82627-0 (hervorragende Biographie)
- David Leavitt: The Man Who Knew Too Much. Alan Turing and the Invention of the Computer, W W Norton & Co Ltd 2006. ISBN 0-393-32909-7
- Wolf Schneider: Große Verlierer. Von Goliath bis Gorbatschow, Rowohlt. Reinbek 2004. ISBN 3-498-06365-0, darin enthalten ein Kapitel über Alan Turing
- Gordon Welchman: The Hut Six Story - Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000. ISBN 0-947712-34-8
- George Dyson: Turing's Cathedral. The Origins of the Digital Universe. Pantheon 2012, ISBN 978-0-375-42277-5.
Film
Weblinks
Belege
- Alan Turing: Colleagues share their memories
- alphabetische Mitgliederliste der Royal Society (PDF; 1,1 MB), abgerufen am 18. Juli 2012
- turing.org: Andrew Hodges, Alan Turing: a short biography
- Alan Turing: Manchester celebrates pardoned genius. In: BBC News, 24. Dezember 2013, abgerufen am 25. Dezember 2013.
- Enigma Codebreaker Alan Turing receives Royal Pardon. The Guardian.
- 60 Jahre nach seinem Tod: Queen begnadigt schwulen Informatik-Pionier. In: Spiegel Online, 24. Dezember 2013.
- Royal pardon for codebreaker Alan Turing. In: BBC News, 24. Dezember 2013, abgerufen am 25. Dezember 2013.
- siehe auch Liste Recipients of British royal pardons sowie Artikel Royal prerogative of mercy in der englischen Wikipedia
- Kein Code war ihm zu schwer. Jungle Word 26/2012, abgerufen am 29. April 2013.
- BBC News: Thousands call for Turing apology. Abgerufen am 31. August 2009.
- Spiegel online: Netzweltticker. Abgerufen am 1. September 2009.
- Jack Schofield: No 10 apologises for "appalling" treatment of Alan Turing. The Guardian, 11. September 2009. Orig. engl. Zitat: It
is no exaggeration to say that, without his outstanding contribution,
the history of World War Two could well have been very different. He
truly was one of those individuals we can point to whose unique
contribution helped to turn the tide of war. The debt of gratitude he is
owed makes it all the more horrifying, therefore, that he was treated
so inhumanely. So on behalf of the British government and all those who
live freely thanks to Alan's work, I am very proud to say: we’re sorry,
you deserved so much better.
- Werner Pluta: Alan Turing. Späte Rehabilitierung für den Computerpionier. auf golem.de vom 23. Juli 2013, abgerufen am 23. Juli 2013
- Nicholas Watt: Enigma codebreaker Alan Turing to be given posthumous pardon auf guardian.co.uk vom 19. Juli 2013, abgerufen am 23. Juli 2013
- Royal pardon for codebreaker Alan Turing auf BBC News 24. Dezember 2013, abgerufen am 23. März 2013
- Die Turing-Statue in Bletchley Park. Abgerufen am 1. Juli 2008.
- Gesellschaft für Informatik: Turing-Jahr 2012. Abgerufen am 16. Januar 2012
- I. E. G. Green: In isolation and autonomy: the marathon ambition of a computer genius, Alan Turing. In: Track Stats. September 2009 (englisch).
- Pat Butcher: In Praise of Great Men. In: Globe Runner blog. 14. September 2009 (englisch).
- John Graham-Cumming: An Olympic honour for Alan Turing. In: The Guardian. 10. März 2010 (englisch).
- „He [Steve Jobs] replied that he wished he had thought of that, but hadn’t.“ in „Walter Isaacson: Steve Jobs. 2011“.
- Understanding the Enigma of the Apple Computer Logo. greggore.com, abgerufen am 13. September 2010 (englisch).
- Holden Frith: Unraveling the tale behind the Apple logo. CNN, 7. Oktober 2011 (englisch).
- Heinz Billing: Ein Leben zwischen Forschung und Praxis, Selbstverlag F. Genscher, Düsseldorf 1997, S. 156; wiedergegeben nach Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die Schweiz: Wer hat den Computer erfunden?, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2012, S. 64.
- Genial und schrullig. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15. Januar 2012, Seite V12.
- Elmar Ries: Auf den Spuren eines Pioniers: In der Unibibliothek Münster liegen Originaldrucke des Informatikers Alan Turing. In: Westfälische Nachrichten. 28. Januar 2013 (online, abgerufen am 9. Dezember 2013).
- „Breaking the Code“ / „Der codierte Mann“ in der Internet Movie Database (englisch)